Sonntag, 15. Februar 2015

Raus mit der Wahrheit - ein schweres Ding

Auf dem Weg nach Hause verstand ich die Welt nicht mehr. Als hätte sich die Welt ein Stück verschoben und alles, was mir bislang wichtig war, konnte ich auf einmal in meiner Matrix nicht mehr wiederfinden. Ich hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass ich existentielle Angst empfinden würde, wenn ich mich diesem Gedanken hingäbe.

Zuhause. Dort wartete mein Mann. 'Sicher will er wissen, wie es gelaufen ist', schoss es mir durch den Kopf. Muss ich ihm das jetzt schon sagen, fragte ich mich. Warum sollte ich ihn bereits zu diesem Zeitpunkt beunruhigen? Schließlich gab es noch keinen gesicherten Befund.
"Und - wie ist es gelaufen?" Er strahlte mich an. Mein gerade noch fest stehender Beschluss, die Sache für mich zu behalten, löste sich in Luft auf. "Vielleicht habe ich Hautkrebs." Die Arme, die mich umschlossen, fingen mich auf - endlich konnte ich mich fallen lassen. "Wenn es so sein sollte, stehen wir das gemeinsam durch.", tröstete er mich.

Am nächsten Tag auf dem Weg zur Arbeit bemerkte ich, dass ich mein Handy vergessen hatte. Na klar, eine typisch Freud'sche Fehlleistung. Dann muss die Klinik wohl mit meinem Mann sprechen, dachte ich - denn der hütete das Mobiltelefon von nun an zu Hause. Am Mittag rief die Klinik an und teilte mir mit, dass ich am nächsten Tag in die Ambulanz kommen sollte, um das Muttermal zu begutachten.

Mein Mann und ich fuhren am frühen Freitag Morgen in die Nachbarstadt. Die behandelnde Ärztin, eine junge Frau, sah sich meinen Rücken an. "Es wäre wohl besser, wenn wir die betreffende Stelle sofort entfernen. Wir stanzen sie gern heute noch aus - ich kläre kurz, ob das außerplanmäßig möglich ist." Zehn Minuten später lag ich im OP. Zwei Muttermale, ein weiteres kleines im unteren Rücken und die betreffende "auffällige" Stelle, wurden entfernt. Nach der Betäubungsspritze merkte ich weder das Entfernen, noch das Vernähen der Wunden.
"Wir rufen Sie am Dienstag Nachmittag zwischen 15 und 16 Uhr an, dann haben wir den Befund.", sagte die Ärztin noch - dann saß ich wieder im Auto. Ich war froh, dass die beiden Stellen sofort rausgeschnitten worden sind. Wie würde es jetzt weitergehen?

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