Montag, 15. Juni 2015

... kann auch entzücken.

In meinem letzten Post bin ich vom Höckschen aufs Stöckschen (schreibt man das so????) gekommen und wollte eigentlich über etwas gutes, nämlich meine toll verheilte Rückennarbe zu sprechen kommen. Das hole ich hiermit nach!

Mein armer Mann muss immer noch in regelmäßigen Abständen meinen Rücken fotografieren. Das hat für mich den Vorteil, dass ich eventuelle Veränderungen dokumentiert habe. Außerdem kann ich mir in Ruhe die Rückennarbe ansehen, denn das ist vor dem Badezimmerspiegel etwas schwierig und endet im schlimmsten Fall mit einem verdrehten Nacken. Hier also mein Rücken:


Ich bin sehr begeistert von dieser Narbe. Sie ist gerade mal vier Monate alt und für meine Begriffe perfekt genäht und super geheilt. Es wurden selbstauflösende Fäden benutzt und der Arzt (der "Dottore", falls das jemandem was sagt... :-)) im St. Josefshospital Bochum hat die sog. Schmetterlingstechnik angewandt, der auch das subkutane Gewebe wieder gut miteinander verbindet.  (Das weiß ich nur, weil ich während der OP lediglich lokal betäubt war....) 
Der dicke, rote Punkt rechts neben der Narbe ist eine Exision, die vor einem Monat gemacht wurde. Hier wurde nur geschnitten, aber nicht genäht, da der Arzt das Rückengewebe nicht noch mehr belasten wollte. Es sah zunächst so aus, als hätte jemand eine Zigarette auf meinem Rücken ausgedrückt (uuuuaaaah!), aber jetzt normalisiert es sich langsam wieder. Also, es geht voran!


Ein schöner Rücken.....

Nach längerer Abwesenheit melde ich mich heute mal wieder. Der erste Sommer mit der Diagnose Hautkrebs ist eine Herausforderung. 

Schon mal im Juni in der Regenschirmabteilung eines großen Kaufhauses gewesen? Ich auch nicht - bislang. Auf der Suche nach einem UV-Taschenschirm bin ich dort gelandet. Es ist ganz schön einsam dort - vor allem, wenn die Sonne draußen lacht. Die Schirme mit bis zu 95%igem UV-Schutz sind ab 40,00 € zu haben - ein stolzer Preis, vor allem, wenn man - wie ich - den Schirm gern mal beim Friseur, in der Bahn, wo auch immer liegen lässt.
Aber ich habe mich dazu entschieden, einen solchen Schirm zu kaufen und auch zu nutzen. Ich weiß, dass ich wahrscheinlich schief angeschaut werde, wenn ich bei strahlendem Sonnenschein mit einem Schirm rumrenne. Die Alternative wäre, die Sonne auf meinen Kopf brennen zu lassen oder einen breitkrempigen Hut zu tragen. Da breitkrempige Hüte immer den Charme des Mondänen ausstrahlen und ich das Gegenteil von mondän bin (und auch nicht sein will), ist der Schirm eine gute Alternative. Die Knirpse im Kaufhaus gefallen mir optisch nicht. Ich entscheide mich für einen Taschenschirm von Lilienfeld im Sonnenblumendesign - direkt beim Hersteller bestellt. Wenn der nächste pralle Sonnentag kommt, werde ich den Schirm ausprobieren.
Es ist auf jeden Fall eine Herausforderung, sich vor der Sonne zu schützen, ohne die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu lenken. Während des letzten Sommerfestes meines Arbeitgebers lief ich mit meinem flotten Hut von C & A durch die Gegend. Zeitweise hielt ich ihn auch nur in der Hand, denn im Haus oder im Schatten macht der Hut wenig Sinn. Ständig wurde ich auf den Hut angesprochen. "Was rennst du die ganze Zeit mit dem Hut durch die Gegend?" fragt mich eine ältere Kollegin. Was soll ich antworten... "Ich habe Hautkrebs und schütze mich mit diesem Hut!"...??? Schlechtes Thema für eine Party. Ich sage also: "Ich sammle für einen guten Zweck und singe. Aber alle Leute geben mir nur Geld, damit ich endlich aufhöre." Das sorgt für Lacher und der Hut ist aus dem Fokus. Bei mir bleibt trotzdem ein fahler Geschmack zurück. Die Unbefangenheit, mit der ich mich noch im letzten Jahr in der Sonne bewegt habe, ist perdu.


Freitag, 5. Juni 2015

Tage wie Feuer und Wasser

Sechs Tage soll ich warten, bis das Ergebnis kommt. Habe ich weitere Stellen, die von Hautkrebs befallen sind oder ist diesmal alles in Ordnung?


Die Tage bis zum Anruf vergehen schnell. Ich arbeite viel. Erst zwei Tage vorher geht das Kopfkino wieder los. War ich mir doch eigentlich sicher, dass die exisierten Stellen "vom Gefühl her " sauber waren, kann ich mich jetzt auf einmal erinnern, dass das untere Muttermal sich doch verändert haben könnte.
Die Klinik hat wieder ganze Arbeit geleistet. Ich muss nicht zum Fäden ziehen, sondern habe selbstauflösende (resorbierbare) Fäden bekommen. Die obere Stelle an der Brust sieht - abgesehen von dem riesigen blauen Flecken - einfach großartig aus. Ich bin froh, dass dort nicht gestanzt, sondern geschnitten wurde. Der Arzt hat darauf geachtet, dass meine Brust nichts abkriegt - ich bin sehr glücklich darüber und nehme mir vor, bei der nächsten Vorsorge eine Flasche Rotwein mitzunehmen, um mich zu bedanken.
Der Termin der Rückmeldung ist laut Auskunft der Frau in der Ambulanz für Mittwoch zwischen 3 und 4 Uhr nachmittags geplant.
Am Dienstag denke ich, dass das Krankenhaus vielleicht doch schon heute anruft. Also belagere ich mein Festnetztelefon und habe das Handy immer "am Mann". Nichts passiert. Die Nacht ist unruhig.
Am Mittwoch wache ich mit dem Schreckensgedanken auf, dass die Klinik doch nicht anruft, weil sie eventuell das Ergebnis noch nicht haben oder zu viel zu tun ist. Es ist zum verrückt werden.
Um 14:00 Uhr nehme ich mir den Hund und gehe in den Wald - arbeiten geht nicht und für alles andere - selbst fürs Wäsche zusammenlegen - fehlt mir die Konzentration. Urgs.
Ich bin gut eingecremt, das Wetter ist schön. Langsam kann ich wieder durchatmen. Die Melodie von "Downton Abbey" ertönt - mein Klingelton. Es ist 14:23 Uhr, das Display zeigt "Private Nummer". Mit zitternden Fingern nehme ich das Gespräch an. "Das St.Josefs-Hospital in Bochum, die Dermatologie", höre ich eine junge, freundliche Frauenstimme. Mein Herz sackt in die Hose. "Ja.", kann ich nur antworten. "Spreche ich mit ....." - "Ja." Schweigen. "Frau K., wir haben drei Stellen entnommen am Freitag. Alle drei wurden eingeschickt und das Ergebnis ist heute bei uns eingetroffen. Es ist alles gutartig - also alles bestens." Ich merke, wie mir das Blut in den Kopf schießt. "Sind Sie sich sicher - alle drei Stellen sind gutartig?" frage ich atemlos. "Ja, alles gut. Wir sehen uns zur nächsten Nachsorge." - "Vielen Dank", bringe ich noch heraus. "Sie haben mir den Tag gerettet." Den Tag? Die gesamte kommenden Tage und Wochen!
Ich umarme den Hund und heule los. Gut, dass niemand außer mir im Wald ist. Die Tränen laufen, es sind Tränen der Erleichterung und Freude. Ich rufe meinen Mann an. Er ist genauso froh wie ich. Langsam fange ich mich wieder. Ich schaue in den blauen Himmel und rieche die jungen, duftenden Blätter des Waldes, sehe das zarte Grün.
Die Welt ist schön.