Dienstag, 14. April 2015

Sonnenurlaub im Schatten

Der Türkeiurlaub war schon längst gebucht, als die Diagnose kam. Wie fühlt sich ein Urlaub unter neuen Vorzeichen an?

Ich war noch nie ein Sonnenbeter. Stundenlang in der prallen Sonne liegen, vom Bauch auf den Rücken drehen, Trägerchen hin und her bewegen, damit die Bräune nahtlos wird - das ist nichts für mich. Lieber ein Buch unter dem Sonnenschirm und ein leckeres Getränk im Schatten. Aber natürlich liebte ich das stundenlange Bad im Meer oder dem Swimmingpool, das Trocknen des Wassers auf der Haut, ohne das Handtuch zu benutzen und stundenlange Spaziergänge am Meer mit dem Wind der Nordsee und nichts als einem Bikini bekleidet.
Dinge, die nun endgültig vorbei sind.
Der Türkeiurlaub steht an. Nie hätte ich gedacht, dass ich mir vor einem Urlaub solch merkwürdigen Gedanken machen würde: Sind genügend Sonnenschirme dort? Vielleicht ist das Wetter gar nicht so schön und ich habe GLÜCK?
Die ersten Tage verlaufen unspektakulär, da wir die Gastfamilie meines Sohnes treffen, in der er ein Jahr lang gelebt hat. Viel Besichtigungsprogramm mit dem Auto, Essen im Restaurant, Museen, Moscheen.... die Sonne ärgert mich nicht.
Das soll anders werden, als wir nach Antalya fliegen. Sobald die ersten Sonnenstrahlen hinter den Wolken hervorlugen, reißen sich alle Hotelgäste die Kleidung vom Leib. Szenen, die mich im vorigen Jahr nicht berührt hätten, machen mich jetzt fertig. Dieser ältere Herr mit dem dicken Bauch liegt seit Stunden in der prallen Sonne und ist mittlerweile krebsrot, ebenso die junge blonde Frau am Pool. Ich gehe an den Liegen vorbei und versuche unauffällig eine Art Hautscreening durchzuführen. Dieses große schwarze Mal an dem Unterschenkel der britischen Touristin.... das sieht aber sehr merkwürdig aus?
Am nächsten Tag liege ich in einer ganz wunderbar bequemen langen türkischen Hose (der sogenannten Schalwar) im Schatten meines Sonnenschirm und friere erbärmlich. Wie kalt kann es eigentlich im Schatten noch sein? Mein Mann legt sich tapfer neben mich und beteuert, dass er eh nicht in die Sonne wolle und im Schatten könne er auch viel besser lesen. Ja, ist klar!
Ich denke über meine veränderte Perspektive nach. Das Leben ist nicht zu Ende, weil ich mich von 11-16 Uhr nicht mehr in der Sonne aufhalten sollte. Ich brauche: einen großkrempigen Hut, immer gute Sonnencreme (auch so ein Thema....), einen Knirps-Regenschirm für Notfälle und ganz leichte, langärmlige Kleidung, die man gut in einer Tasche verstauen kann.
Ich kann auch im Meer schwimmen gehen (evtl. mit T-Shirt) und Besichtigungen machen. Es kommt darauf an, was ich draus mache. Entspannt ziehe ich mir eine weitere Fleecejacke an und schlage mein Buch auf. Das Leben ist gut.

2 Kommentare:

  1. Hallo, ich hab eben Ihren Blog gefunden und dachte, ich hätte ihn selbst geschrieben.....
    Mir geht es ebenso! 18.2.15 die Diagnose. MM am rechten Oberschenkel 0,64 mm, CL 3, Lymphknoten leiste etwas vergrößert, einer davon muss beobachtet werden. Sonst alles Ok. Psyche.... Ist so ne Sache.... Würde mich freuen, wenn wir in Kontakt kämen.... ☺ VG

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  2. Hallo, schön dass Sie mir ein Feedback schreiben. Als ich die Diagnose erhielt, konnte ich mir nicht vorstellen, dass jemand die gleichen abstrusen Gedanken und Ängste haben könnte wie ich. Mittlerweile weiß ich, dass die meisten Hautkrebs-Erkrankten ähnlich fühlen und ich glaube, es wirkt schon beruhigend, wenn man merkt, dass man nicht allein ist. Gern können wir uns auch weiterhin per eMail austauschen. katharina1969@gmail.com

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