Es ist März, draußen schneit es große Flocken – Schnee, der
nicht liegen bleibt. Ein kalter Wind pfeift um die Häuser und die Welt sieht
grau aus. Ich sitze im Büro und versuche, die schlechte Laune wegzuarbeiten.
Mein Kollege kommt ins Büro und begrüßt mich mit einer
Umarmung. Wir haben uns schon lange nicht mehr unterhalten. Im vergangenen
Herbst ist bei ihm durch eine Krebserkrankung festgestellt worden. Seitdem hat
er das volle Programm mitgemacht , OP – AHB etc. Fast ein halbes Jahr war er
aus dem Verkehr gezogen.
Jetzt stehen wir beieinander und erzählen, wie es uns
ergangen ist. Gut sieht er aus, mein Kollege, denke ich so bei mir. Und ich
merke, dass er auch gut drauf ist. Die Reha war genau richtig, die OPs waren
erfolgreich. Wir beide denken an unsere Kinder, die jetzt schon fast erwachsen
sind und kommen so auf ein anderes Thema. „Ich habe oft an dich gedacht in der
Zeit, in der du weg warst“, sage ich. Er antwortet: „Weißt du, das habe ich
gemerkt. Ich hatte das Gefühl, auf einer Welle getragen zu werden.“ Wir sind
uns schnell einig: Diese Welle der Freundschaft und Liebe hat uns in einer
schweren Zeit immer über Wasser gehalten – auch jetzt noch.
Wir fragen beide nicht, warum es gerade einen selbst getroffen hat. Die Frage ist müßig, denn sie ist nicht zu beantworten. Letzten Endes sind wir beide durch Zufall auf unsere Erkrankung gestoßen. Wenn wir es ein Jahr später entdeckt hätten, wäre der Verlauf mit großer Sicherheit ein anderer gewesen.
So kommen wir zu dem
Schluss, dass wir die Sache doch mal anders rum sehen müssen: wir hatten ein
wahnsinniges Glück - wir sind echte
Glückskinder. Das Wetter draußen ist immer noch schlecht, meine Laune jedoch ist für dieses Wochenende gerettet.